Geschichtliche Entwicklung der Dörfer Mimbach und Mausdorf

Nachdem der altbayerische Raum, Ober- und Niederbayern durch die Baiern aus dem böhmischen Kessel besiedelt worden war (480-550), erfolgte von dort aus die Kolonisation in den nächsten Jahrhunderten auch in unsere heutigen Heimatdörfer hinein.
Da das Wasser bei allen Kolonisationsbewegungen eine Rolle spielte, ließen sich die Baiern an Gewässern nieder und gaben den Besiedlungsorten vielfach den Namen mit den Endungen „ach“, was soviel wie Wasser bedeutet. Die Endung „–ach“ bekam vielfach die Vorsilbe des Kolonistenführers oder aber man stellte mit der Vorsilbe einen anderen Sachbezug her. Im Falle vom heutigen Mimbach: „Am Bach des Muno“.

Die in die Bezeichnungen zwischen Muno-, Munne-, Münn-, Mom-, Mün-, Mun- und Mim- ... und der Endsilbe –ach eingeschobenen Mitlaute „b“ oder „p“ waren sogenannte Wohllautsmitlaute, die eine einfachere Aussprache der Wortes erlauben.

Die Gründungsurkunde „Diploma fundationis“, ausgestellt am 11. Dezember 1138 ist eine Übergabeurkunde, in welcher der Bamberger Bischof Otto dem Kloster Prüfening (bei Regensburg) u. a. Munebach (Mimbach) und Malisdorf (Mausdorf) mit allen Einkünften überlässt. Ein Jahr später, im Jahre 1139 wird diese Schenkung durch Papst Innozens II. bestätigt und sanktioniert (M.B. XIII 158, 176, 178).

Im Jahre 1988 begingen die Ortschaften Mimbach und Mausdorf ihr 850 jähriges Jubiläum.

Alte Dorfstrasse mit "offener Kanalisation", Feuerwehr beim Schlauchwaschen

 

Georg Agricola

Neben den derzeit lebenden Persönlichkeiten der Ortschaften wurde in Mimbach im Jahre 1530 Georg Agricola geboren. Ein neuer Erdenbürger, der wie sich später herausstellte das gesellschaftliche Leben in Amberg signifikant mit bestimmte. 1540 - 1548 besuchte er die Martinsschule in Amberg. Im September 1548 ließ sich Georg Agricola an der philosophischen Fakultät der Universität Wittenberg immatrikulieren. Nach 5 Jahren Studium kehrte er mit dem Titel Magister nach Amberg zurück. 1554 erhält Agricola die Stelle als Supremus für 1 Jahr an der Amberger Martinsschule. aber schon 1555 wird er mit 25 Jahren zum Rektor der Martinsschule befördert. Agricola erweiterte das Bildungsangebot und baute die Martinsschule weiter aus, so dass sie gegenüber gleichwertigen Schulen in Regensburg und München einen größeren Zulauf hatte. Viele Neider traten ihm entgegen und wollten dem Ruf der Schule schädigen, Agricola konnte sich aber mit sehr vielen Freunde in Amberger Rat behaupten. Nach dem Tod des Kurfürsten Ottheinrich im Februar 1559 kam nun dessen Nachfolger Kurfürst Friedrich III. nach Amberg. Der Kurfürst war überzeugter Calvinist und so kam es zu ständigen Reibereien mit Agricola, als Folge gab er seine Stelle als Rektor auf.
Wollte er in Amberg bleiben, war er gezwungen  einen anderen Beruf zu wählen. Über mehrere Jahre hinweg bereitete er sich nun auf den Beruf des Arztes vor. Gute Beziehungen zur Universität Wittenberg ermöglichte es ihm nach seinem Privatstudium die Prüfung abzulegen. 1570 wurde Agricola als Stadtphysicus (Arzt) angestellt. Neben der amtlichen Praxis durfte er auch eine private Praxis betreiben. Er erlangte großes Vertrauen in der Bevölkerung. 1571 war in Amberg ein schweres Hunger- und Seuchenjahr, die erste Bewährungsprobe für Agricola. Er verfasste ein Buch über die Hauptkrankheiten  und Seuchen mit Verhaltensregeln. Nach 5 Jahren als unermüdlicher Arzt, vom bösartigen Fieber ergriffen, verstarb Georg Agricola 1574 im Alter von 45 Jahren. Er war wohl einer der berühmtesten Männer, die in Mimbach geboren wurden. Ein Gedenkstein in Ortsmitte erinnert an diesen.

Der Arbeitsdienst in Mimbach

Bis zum Jahre 1935 hatte der Gebenbach mit dem Zufluss aus dem Kainsbach im Bereich der Ortsfluren Mimbach, Godlricht, Ursula-Poppenricht bis zur Vilseinmündung kein richtiges Bachbett.

Bei jeder längeren Regenperiode, ja schon bei einzelnen kräftigen Gewittern trat der Bach über die Ufer und überschwemmte die in der Talmulde liegenden Wiesen. Oftmals war von dem eben erst gemähten Gras nichts mehr vorhanden, das Wasser hatte es mitgenommen. Eine Änderung dieses Zustandes war damals aus Kostengründen für die Landwirtschaft nicht möglich.

An eine Beseitigung dieser misslichen Verhältnisse konnte man erst denken, als der damalige Reichsarbeitsdienst für derartige Arbeiten eingesetzt wurde.

Mit der Errichtung einer Arbeitsdienstabteilung in Mimbach begannen 1935 endlich die erforderlichen Vorarbeiten mit dem Ziel, die wertvolle Grundstücke in der Talmulde zwischen der Ortschaft Gebenbach und der Einmündung des Gebenbaches in die Vils, durch Tieferlegung der Bachsohle und Verbreiterung der Gebenbaches, hochwasserfrei zu legen und auch hochwasserfrei zu halten.

Bis 1939 hatte man den Gebenbach bis unterhalb Mimbach ausgebaut und damit waren die Grundstücke im Flurbereich Mimbach hochwasserfrei. Durch den Ausbau einer Straße zur Arbeitsdienstabteilung bekam die Ortschaft Mimbach auch eine gut befestigte Fahrstraße über den damaligen Bahnhof zur Hauptstraße Amberg - Hirschau. Das war noch bis 1950 die einzige befestigte Zufahrt zur Ortschaft.

Leider wurde diese für Mimbach so wichtige und besonders für die Landwirtschaft wertvolle Aufgabe mit Kriegsbeginn 1939 eingestellt. Die gesamte Mannschaft des Arbeitsdienst wurde an anderer Stelle eingesetzt. Für kurze Zeit waren dann die Unterkünfte der Abteilung von Angehörigen des weiblichen Arbeitsdienstes belegt, die in Mimbach als Arbeitskräfteersatz für die zum Kriegsdienst einberufenen Männer in der Landwirtschaft eingesetzt waren.

Erst 1944 kam wieder eine Einheit des Arbeitsdienstes nach Mimbach, die besonders beim Einbringen der Ernte tüchtig mithalf, da Arbeitskräfte überall fehlten.

Als dann im Herbst 1944 die ersten Flüchtlinge aus dem Osten nach Mimbach kamen, half der Arbeitsdienst beim Ausbau von Notunterkünften und kümmerte sich auch sonst um diese Menschen. Kurz vor Kriegsende wurden auch diese Arbeitsdienstangehörigen abgezogen und im Norden und Süden des damaligen Reiches bei der Wehrmacht eingesetzt.

Rückblickend kann man sagen, dass in all den Jahren der Tätigkeit des Arbeitsdienstes in Mimbach das Verhältnis zu den Dorfbewohnern sehr gut war. So wird von älteren Dorfbewohnern auch heute nach 50 Jahren noch anerkennend non den Leistungen der damaligen Arbeitsdienstangehörigen gesprochen.

Die Baracken des Arbeitsdienstes wurden gegen Ende des Krieges 1945 eine erste  Unterkunft für Vertriebene aus Schlesien. Eine Augenzeugin: „Als wir hier zum Bürgermeister kamen, bemerkten wir zum ersten Male seit der Flucht wieder Freundlichkeit. Er schickte uns ins Lager und meinte, dass wir es uns „fein“ machen sollen. Das Lagerleben war leider nicht sehr schön, denn jeder Nachbar konnte beim anderen in die Stube sehen. Außerdem ging es sehr eng zu, wir mussten ja alle in zwei Stuben leben. In der Baracke haben wir uns später auch Federvieh gehalten.
Einige Jahre später, die Mimbacher Bauern hatten erkannt, dass wir ein Recht auf eine neue Zukunft haben, halfen sie uns, neues Eigentum zu erwerben. Wir konnten billigen Baugrund erwerben und bekamen von jedem Bauern beim Hausbau einen Baum geschenkt. Jeder, der sparsam war und einen festen Willen hatte, konnte in Mimbach sesshaft werden. Nun sind wir froh und zufrieden, in Mimbach eine neue, zweite Heimat gefunden zu haben.“ 

Unser Dorf bietet heute das Bild einer modernen Ortschaft, die durch Aufgeschlossenheit und Einsatzfreudigkeit ihrer Alt- und Neubürger nach dem Kriege beendet hat, was der Arbeitsdienst nicht mehr vollenden konnte. Nur der Gebenbach im Bereich der Mimbacher Ortsflur ist noch Beweis für die Tätigkeit der ehemaligen Arbeitsdienstes. Die „Siedler“ sind heute in der dörflichen Gemeinschaft in zweiter und dritter Generation als vollwertige Mimbacher und Mausdorfer integriert.

Mausdorf: Getreidekasten mit Kapelle

 

In der Mitte des Ortes steht ein putzloses Mauerwerk, dem eine Kapelle angefügt ist. Es handelt sich um einen sog. Getreidekasten, wie sie im 15. und 16. Jahrhundert vielerorts gebaut wurden. Der "Mausdorfer Getreidekasten" dürfte wohl der einzige noch erhaltene, gemauerte Getreidekasten in der Oberpfalz sein. Er diene zur Lagerung der Getreidevorräte. Zum Schutz gegen Plünderung und Feuer besaßen sie dicke Steinwände und hatten keine Fenster sondern nur schmale Lichtschlitze. Im Innern besitzt der 500 Jahre alte doppelgeschossige Mausdorfer Kasten zwei Dachböden und einen gewölbten Keller, teilweise in den Fels gehauen.

 

In der Barockzeit wurde an der Nordseite des Getreidekastens eine kleine Kapelle angebaut. Über dem Türbogen sind die Zahl 1724 sowie die Initialen LHW ersichtlich. Es wird sich hierbei um das Baujahr und um die Initialen des Erbauers handeln. Das Barockaltärchen im Innern stellt die Krönung Mariens dar, in der Nische des Altartisches der Leichnam Christi.

Mausdorfer Kasten, renoviert und im Besitz er Gemeinde
An dem 500 Jahre alten Mausdorfer Kasten wurde später ein Backofen angebaut. Im Vordergrund die Mausdorferkapelle.